Empathie ist substanziell

Im Lighthouse mögen wir den Dreiklang, denn es ist eine Begegnung von LebensmacherIn, Sichtbarmacherin und Möglichmacherin, die – erst gemeinsam – durch Empathie in Hirn, Herz und Haltung die individuelle Umdrehungszeit, die einzigartige Lichterkennung, die spezifische Frequenz unseres Leuchtfeuers entstehen lassen. Empathie spielt also eine wesentliche Rolle im Lighthouse, um die richtigen Perspektiven einzunehmen, um sichtbar und möglich zu machen. Für LebensmacherInnen wünschen wir uns, dass sich ihre Persönlichkeitselemente Souveränität, Integrität und Empathie konsolidieren, weil sie dann in ihrer gemeinsamen Wirkung für stabile Lebensqualität sorgen.

“Eine Begegnung ohne Empathie ist wie ein Leuchtturm ohne Leuchten.”

Weil Empathie für uns ein Grundsatz ist, teilen wir auch über sie in einem Lightartikel einige Gedanken.

Menschen haben aufgrund eigener Erfahrungen oder ableitend von eigenem Erleben eine „Idee“ davon, was in einem anderen Menschen vorgeht. Oft können sie mit anderen Menschen mitfühlen. Empathisch sind sie dann, wenn es nicht ausschließlich bei Mitgefühl bleibt, sondern es ihnen gelingt, sich in die Ganzheitlichkeit der anderen Menschen hinein zu versetzen, also deren Situation, Bedürfnisse, Motive, Denkweisen und Charaktermerkmale umfänglich zu begreifen. Deshalb braucht Empathie die Fähigkeit, zuhören, genau hinschauen, sich in Menschen hineinassoziieren zu können und sich auf sie einlassen zu wollen.

Empathie verleiht die Fähigkeit, die Authentizität anderer Menschen spüren zu können und ihnen zu erlauben, echt zu sein.”

wichtiger Teil unseres Menschenbildes

Höhergradig empathisch sind Menschen, die ohne auf eigene Erfahrungen zu referieren Einfühlungsvermögen für Andere haben. Denn diese Menschen haben per se Empathie für sich selbst, können jedoch gleichzeitig über den eigenen inneren Tellerrand schauen, ganz light in den Schuhen der Anderen gehen und deren Bedürfnisse erkennen. Anschließend schlüpfen sie souverän wieder in die eigenen Schuhe. Es braucht jedoch immer die Empathie für sich selbst; was bedeutet, sich selbst und die eigenen Werte zu kennen.

Menschen können empathisch sein oder sich nur für das Leben Anderer interessieren, weil es mit ihrem eigenen korrespondiert. Letzteres ist eine Affinität, die wir auch Sympathie nennen. Im Vergleich ist Sympathie eher subjektiv, Empathie eher objektiv; Sympathie ist flüchtig, Empathie substanziell. Sympathie kann nur oberflächlich bleiben und ist eher temporär. Empathie wiederum hat nichts mit Gefühlsduselei zu tun, sondern mit gelebten Werten und den daraus resultierenden Konsequenzen. Mangelnde Sympathie schließt oft eine kommunikative Tür, die die Empathie wieder öffnen kann, und zwar für Lösungen. Das bedeutet auch, dass Sympathie keineswegs die Voraussetzung für Empathie ist und vice versa. Sympathie verleiht Flügel, Empathie Größe.

There are people who care about us, love us and will be there for us…
if we just let them.”

Simon Sinek

Insbesondere dann “fällt” Empathie leicht, wenn sie beid- oder allseitig ist. Menschen, die sich auf der Ebene von Empathie begegnen, sind souveräne Menschen. Mit diesem Bewusstsein entfaltet sie ihre Wechselwirkung. Der Mensch ist generell frei, Empathie als Empfänger zuzulassen oder auch abzulehnen. Sie zuzulassen bedeutet, sich stark und verletzlich zu zeigen sowie sich selbst gerecht zu sein. Empathie abzulehnen, kann bedeuten, sich lieber verstecken und verschließen zu wollen, auch vor sich selbst.

Empathie höchsten Grades ist jene, die nicht wechselwirkend ist, sondern nur in eine Richtung wirkt – bedingungslos und ohne Resonanz. Sie hat Rückgrat, ist unumstößlich und nicht korrumpierbar. Sie zeigt sich in zwischenmenschlichen Beziehungen, indem sie sich auch mal – wohlwollend – in den Weg stellt, Menschen nicht aufgibt, (los-)lassen kann oder auch steinige, unbequeme Wege geht, denn Wertezone geht vor Komfortzone, wenn es darum geht, Mitmenschen hilfreich zu unterstützen.

“Empathie zeigt sich genau dann, wenn ein Mensch eine Haltung hat, obwohl es keine eigene Betroffenheit seiner gibt.”

Wir haben festgestellt, dass es empathiefähigen Menschen leichter fällt, sich und Anderen zu verzeihen, weil sie u.a. ein gesundes Selbstwertgefühl haben. Verzeihen zu können, zeugt von innerer Größe und ist somit ein Zeichen von Souveränität. Die Haltung, stets bereit zu sein, zu verzeihen, ist friedenstiftend.

Welche Wirkung hinter Empathie steckt, sehen wir an den großen weisen Menschen dieser Welt. Ihre Klugheit und weichenstellenden Entscheidungen fußen auf (Lebens-)Erfahrung und auch Distanz. Weise Menschen haben die Gabe, das eigene Handeln im größeren oder höheren (übergeordneten) Kontext zu reflektieren. Sie sind fähig, zu assoziieren, zu dissoziieren sowie von der Metaebene aus Ganzheitlichkeit zu erfassen und diese Fähigkeit für das eigene Handeln zum Wohle Aller zu nutzen.


Denken wir an die Geschichte des König Salomon.

In der Bibel wird die Geschichte des Königs von Israel, Salomo oder Salomon, überliefert, der das salomonische Urteil fällte und mit Weisheit begabt war. Zu Salomon kamen zwei Frauen, die jeweils ein Kind geboren hatten. Eines der beiden Kinder war jedoch verstorben. Dessen Mutter stahl der anderen Frau das lebendige Kind, gab es als ihres aus und legte das tote Kind in die Arme der anderen Frau. Diese bemerkte den Betrug. Es kam zum Streit, der vor den König gebracht wurde. In der Bibel heißt es:

24Und der König sprach: Holt mir ein Schwert! Und als das Schwert vor den König gebracht wurde, 25sprach der König: Teilt das lebendige Kind in zwei Teile und gebt dieser die Hälfte und jener die Hälfte. 26Da sagte die Frau, deren Sohn lebte, zum König – denn ihr mütterliches Herz entbrannte in Liebe für ihren Sohn – und sprach: Ach, mein Herr, gebt ihr das Kind lebendig und tötet es nicht! Jene aber sprach: Es sei weder mein noch dein; lasst es teilen! 27Da antwortete der König und sprach: Gebt dieser das Kind lebendig und tötet’s nicht; die ist seine Mutter.


Können Menschen ohne Empathie überhaupt zu Weisheit gelangen? Ist Weisheit nicht vielmehr ein tiefes Verständnis und Empathie für die Menschheit? Empathischen und weisen Personen folgen Menschen gerne, weil sie ihnen Vertrauen schenken. Und umgekehrt. Denken wir nur an Eltern, die um der wertvollen eigenen Erfahrung des Kindes Willen den Sprössling „loslassen“ können, nicht nur, wenn dieser laufen lernt. So nährt der Mut der Eltern das Selbstvertrauen der Kinder. Eltern führen so empathisch ihre Kinder ins Leben. Wir glauben, dass gute Führung im Sinne von Guidance in Gesellschaft und Wirtschaft auf Empathie fußt und manchmal auch Weisheit enthält. Empathie ist stärker als Angst, ermöglicht Vertrauen, Eigenverantwortung und Selbstorganisation. Führen ohne Empathie ist Fehlleiten.

Empathie ist die Voraussetzung für moralisches Handeln und biologisch in uns verankert. Aus der Hirnforschung wissen wir, dass im Gehirn Empathie durch eine Verbindung der wahrnehmenden Hirnareale mit denen, die die körperlichen Reaktionen koordinieren, angelegt ist. Beobachten wir, dass anderen Menschen Schaden zu gefügt wird, stellt es einen Selbstbezug her und schlägt Alarm. Die Veranlagung für Empathie wird in der Kindheit entwickelt. Ebenso wie dieser Mechanismus verkümmern kann, kann er auf der anderen Seite geschult werden. Um Empathie zu erlernen hilft uns die Vernunft:

„Handel so, dass die Maxime, also dass die subjektive Verhaltensregel, deines Willens immer auch ein Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung sein könnte.”

Emanuel Kant destillierte seine Idee von Ethik in der Formulierung dieses kategorischen Imperativs, hielt er doch den Menschen für ein vernunftbegabtes Wesen, für das im Übrigen auch dieses Sprichwort gelten sollte: “Was Du nicht willst, das man Dir tu‘, das füg auch keinem Andern zu.“ Diese Verhaltensformel ist für empathische Menschen selbstredend. Sie sind intrinsisch motiviert zu prosozialem Verhalten und haben den Imperativ bereits verinnerlicht. Die Frage, die wir uns in der Konsequenz stellen: Brauchen wir für die Gesellschaft und das Wirken in Wirtschaftsunternehmen statt interkultureller, Teamentwicklungs- und Führungskräfte-Trainings nicht vielmehr Empathie-Bildung?

Das schöne an Empathie ist ihre uneingeschränkte Fächerung. denn sie lässt uns Menschen die Lebenssysteme anderer Menschen und Gesellschaften auf allen Ebenen respektieren. Und zwar von Mensch-zu-Mensch, von Mensch-zu-Gemeinschaft-zu-Mensch bis zur Empathie für die ganze Menschheit. Empathie ist nicht nur auf realexistierende zwischenmenschliche Beziehungen begrenzt. Es gibt Empathie für die Generationen der Zukunft, in der wir selber nicht mehr sein werden. Eine Menschheit mit guter Empathiesättigung handelt zukunftstauglich und braucht sich z.B. keine Gedanken um menschengemachten Klimawandel, Artensterben, Vernichtung von Lebensraum oder hungernde Lebewesen auf der Erde zu machen. All diese menschlichen Katastrophen kann (nur) Empathie heilen. Sie ist das Selbstregulativ der „zivilisatorischen” Entwicklung und gleichzeitig der Selbstzerstörungsmechanismus von menschlich ethischer Entartung. Von der wir z.B. dann sprechen, wenn eine kleine Anzahl Menschen das Wohl eines großen Teils der Menschheit, der Natur, des Lebensraums kompromittiert, um die eigene Habgier zu befriedigen. Somit steht Empathie Kompromissen (oder Korruption) nicht nur gegenüber. Empathie und Kompromisse verhalten sich wie gleichpolige Magnete zueinander, sie stoßen sich ab.

Empathiefähigkeit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Evolution im Sinne der Menschlichkeit, denn Empathie hält die Menschheit zusammen. Ohne Empathie kann sie sich nicht souverän weiterentwickeln.

Empathie ist der Garant für eine (neue) menschliche Welt, denn sie überwindet alle demographischen, ethnischen, kulturellen, physischen, psychischen Unterschiede. Sie macht vielmehr den Unterschied zwischen Mensch und Maschine oder künstlicher Intelligenz und widerspricht somit dem Transhumanismus, den wiederum nur empathielose Erdbewohner für gut heißen können. Humanismus hat uns gelehrt, im Bewusstsein der Würde des Menschen zu denken und zu handeln; Würde kennt nur, wer sich selbst in Anderen sieht. Insofern ist der Humanismus dem Transhumanismus weit überlegen und für das Ziel einer besseren Welt für alle Menschen vorzuziehen. Warum sonst hätte die Evolution die Empathie hervorgebracht? Künstliche Intelligenz ist Wert-los. Weil sie keine Endlichkeit kennt. Leben jedoch ist wertvoll, eben weil es endlich ist. Wer das begriffen hat, weiß, warum nur Empathie dem Leben an sich Würde verleiht.

Auf das Menschsein oder vielmehr die Menschlichkeit referenzierende Empathie unterstellt jedem Verhalten eine positive Absicht und glaubt an das Gute im Menschen. Sie weiß gleichzeitig, dass sich die gute Absicht immer auf den Menschen selber bezieht, der in dieser Absicht handelt ohne möglicherweise die Konsequenzen dessen für sein Umfeld zu berücksichtigen. Eben dieses Zugeständnis zeigt, wie sehr Empathie mit Souveränität und Integrität verschmolzen ist. Dabei wäre es so leicht, die Konsequenzen des eigenen Handelns zu berücksichtigen. Frage Dich immer bei allem, was Du tust, was wäre, wenn dies 1000 andere Menschen täten…?”

Die Antwort erfolgt für Menschen, die mit sich selbst ehrlich sind, unmittelbar über ihre Intuition und ermöglicht gelebte Empathie. Denn ultimative

Empathie handelt zum Wohle Aller.”

unser so geprägtes Weltbild

Mit der Empathie ist es wie mit der Liebe. Sie zeigt sich erst, wenn sie “belastbar” ist. Ein Mensch ohne die Fähigkeit zur Empathie ist ein Mensch, der nicht fähig ist, zu lieben. Wer hätte gedacht, welche Tragweite Empathie hat?